Hilfe im Beh�rdendschungel � das Modellprojekt "die Br�cke"

"Die Br�cke", ein ganz neuartiges Modellprojekt, hilft Menschen ausl�ndischer Herkunft, sich im Berliner Beh�rdendschungel zurecht zu finden. Es soll die Kluft zwischen den Zugezogenen und der �ffentlichen Verwaltung �berwinden helfen und zur Selbsthilfe bef�higen. Konkret geht es darum, Bewohner des Kiezes zu informieren und zu unterst�tzen, die �ffentlichen Hilfs- und Beratungsangebote wahrzunehmen.

Wer kann mir erkl�ren, wie ich mein Recht bekomme? Wo finde ich Hilfe bei chronischer Krankheit? Wen frage ich um Rat bei famili�ren Problemen? F�r solche und �hnliche Fragen bieten die Berliner Beh�rden eine Vielzahl von Dienstleistungen bei verschiedenen Beratungsstellen. Diese vermitteln soziale Angebote, Betreuung oder direkte finanzielle Hilfen wie Wohngeld oder Rente. Sich im sprichw�rtlichen Beh�rdendschungel zurecht zu finden, ist aber gerade f�r aus anderen L�ndern Zugezogene nicht leicht. Nicht nur Unkenntnis, auch allgemeine Scheu vor �mtern hindern manchen daran, sich an diejenigen zu wenden, die als Dienstleister f�r ihn zust�ndig sind.

Das wird sich jetzt f�r die Migranten aus dem Sprengelkiez �ndern. Seit Oktober 2005 gibt es das Projekt "die Br�cke", ans�ssig im SprengelHaus, das gleich mit acht sogenannten "Lotsen" tatkr�ftige Unterst�tzung f�r ausl�ndische BewohnerInnen anbietet. Die gestandenen Frauen und M�nner wurden seit dem letzten November ganz speziell daf�r ausgebildet, zwischen den �rtlichen Beh�rden und den MigrantInnen, ihren Organisationen und Projekten zu vermitteln.
 
Alle Lotsen haben selbst, wie man so sch�n sagt, "Migrationshintergrund", d.h. sie kamen aus anderen L�ndern zu uns. Seitdem haben sie viele Erfahrungen gesammelt, die nun zusammen mit ihrer speziellen Ausbildung anderen Zugezogenen die Orientierung in der Berliner Angebotslandschaft erleichtern sollen. Die Teilnehmer wurden entsprechend der nichtdeutschen Bev�lkerungsstruktur im Kiez ausgew�hlt: vier sind aus der T�rkei, zwei sind arabischer, einer serbokroatischer und einer afrikanischer Herkunft. Alle haben gute Deutschkenntnisse und waren arbeitslos, einige wohnen selbst im Kiez. (Weiter unten stellen wir Ihnen alle Lotsinnen und Lotsen kurz vor!)

Der Begriff "Lotse" kommt urspr�nglich aus der Seefahrt (engl. loadsman = Geleitsmann). Ein Lotse ist in der Seefahrt meist ein erfahrener Seemann mit mehrj�hriger praktischer Erfahrung, der bestimmte Gew�sser so gut kennt, dass er die F�hrer von Schiffen sicher durch Untiefen und an Hindernissen vorbei leiten kann. Quelle: www.wikipedia.de
Das Fortbildungsprogramm wird f�r alle Lotsenprojekte in enger Kooperation mit dem Bezirksamt Mitte organisiert und ist in dieser Form einzigartig. Die Schulung und Zusammenarbeit basiert auf dem gegenseitigen Respekt zwischen den Lotsen und den �mtern. W�hrend der Ausbildung lernen die Lotsen z.B. etwas �ber rechtliche Grundlagen, �ber den Aufbau und die Ansprechpartner des Bezirksamtes Mitte und die Leistungen der B�rger�mter. Die insgesamt 35 Unterrichts-"Bausteine" werden in der Regel durch ganz praxisnah t�tige Fachkr�fte des Bezirksamtes gestaltet. Diese wissen durch die t�gliche Arbeit in ihren Sprechstunden sehr genau, welche Schwierigkeiten es gibt und wie man sie �berwindet. Interessierte Migranten werden dann von den Lotsen des "Br�cke"-Projektes nicht nur �ber die Versorgungssysteme im Bezirk informiert, sondern in die Lage versetzt, diese in Zukunft selbst�ndig in Anspruch zu nehmen (Hilfe zur Selbsthilfe).

Ein weiteres wichtiges Element, das dem QM nat�rlich besonders am Herzen liegt, ist das Aufzeigen von praktischen M�glichkeiten, sich in die Gestaltung des eigenen Kiezes einzubringen (z.B. in B�rgerrunden wie Quartiersrat, Aktionsfonds oder Kiezredaktion) und nachbarschaftliche Kontakte unter den Bewohnern unterschiedlicher Nationalit�ten zu entwickeln. Denn es ist nicht ausreichend bekannt, dass z.B. auch B�rger ohne deutsche Staatsb�rgerschaft und damit ohne Wahlrecht in unserem Bezirk direkt an wichtigen Entscheidungen mitwirken k�nnen, um das Leben im Bezirk zu verbessern.

Die Lotsen werden sich in den n�chsten Wochen im Kiez vorstellen, indem sie Schulen, KITAS, Jugendzentren und andere wichtige Einrichtungen besuchen. Bis Ende Oktober 2006 ist ihre Bezahlung �ber das Jobcenter Mitte gesichert. Dank ihres pers�nlichen, hohen Engagements werden sie ihr Wissen auch danach weiter geben, hoffentlich in einer bezahlten Position. Ein Faltblatt informiert in f�nf Sprachen �ber das Lotsenangebot und wird in die Haushalte verteilt und ist in verschiedenen Einrichtungen und im QM-B�ro erh�ltlich. Download des Flyers im pdf-Format hier:
"Die Br�cke" ist ein Modellprojekt des Quartiersmanagements in Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt, dem Jobcenter und den Vereinen VIA Regionalverband Berlin-Brandenburg e.V. und FITA e.V. Die Lotsen sind erreichbar �ber das SprengelHaus, Sprengelstr. 15, Projektleiter Fahri Baykara, Tel. 60 50 30 98, Email: [email protected].
 
Text: Anne Wispler, Fotos: Julia Mussgnug, "Die Br�cke", Anne Wispler
Hilfe im Beh�rdendschungel - die Lotsen kurz vorgestellt
Projektleitung:
Fahri Baykara
Muttersprache T�rkisch, seit 25 Jahren in Deutschland, Abitur in der T�rkei, verheiratet, 2 S�hne (13 und 3 Jahre alt), Diplom-Sozialp�dagoge, langj�hrige Erfahrung in Kinder-, Jugend- und -Erwachsenenarbeit im Migrationsbereich.
Fatma Ciftci
wurde vor 39 Jahren in der T�rkei geboren, Muslimin. Seit 24 Jahren lebt sie hier und hat in der Produktion und als Verk�uferin gearbeitet. Haupts�chlich hat sie sich aber um ihren Mann und ihre drei T�chter gek�mmert, mit denen sie gerne bastelt. 2002 hat sie endlich ihren Hauptschulabschluss auf dem 2. Bildungsweg nachgeholt und m�chte gerne den t�rkischsprachigen Anwohnerinnen und Anwohnern als Lotsin behilflich sein.
Safiye Kaplan
Muttersprache Kurdisch (Zazaki) und T�rkisch, Grundkenntnisse in Kurdisch (Kimanci), alevitische Muslimin. Safiye kam als 13J�hrige nach Deutschland und ist 41 Jahre alt. Alleine zieht sie nach der Scheidung ihre vier S�hne gro�, hat aber auch im Krankenhaus gearbeitet. Sie liest gerne und hilft gerne Menschen, wie sie sagt, als Lotsin vor allem t�rkischsprachigen Menschen und auch auf kurdisch (Zazaki und ein wenig Kirmanci).
Zeliha Kavas
Muttersprache T�rkisch, Muslimin. Seit 32 Jahren schon lebt sie in Deutschland, ist verheiratet und hat zwei Kinder (Sohn 19 und Tochter 14 Jahre alt). Zeliha hat den Hauptschulabschluss und als Einzelhandelskauffrau neben der Betreuung ihrer Kinder Arbeitserfahrungen in verschiedenen Bereichen gesammelt, sie bet�tigt sich sportlich beim Schwimmen und Bauchtanzen.
G�rard �Bobo� Lutete
Muttersprachen Franz�sisch und Lingala. Von der Welt hat er Einiges gesehen: geboren im Kongo, aufgewachsen in Belgrad, lebt G�rard seit 9 Jahren in Deutschland, hat das Abitur im hiesigen franz�sischen Gymnasium gemacht und ist Vater von zwei Kindern. Musik und Sport sind seine Hobbies, er war sogar holl�ndischer, belgischer und 3facher deutscher Meister in Vollkontakt-Karate; au�erdem schreibt er gerne Rap-Texte in Franz�sisch. Er wendet sich an afrikanische Zuwanderer.
Mazen Akrim
Muttersprache Arabisch, Muslim, wurde vor 55 Jahren in einem pal�stinensischen Fl�chtlingslager im Libanon geboren. Er liest gerne oder macht Sport, wenn seine sieben Kinder ihm Zeit daf�r lassen. Seit 33 Jahren lebt er schon in Deutschland, hat hier das Abitur gemacht und viele berufliche Qualifikationen, z.B. auch in der Offenen Jugendarbeit erworben (Ausbildung: Topograph und staatlich gepr�fter Betriebswirt mit Ausbildereignungspr�fung nach AEVO). Als Lotse ist er vorwiegend f�r die arabisch sprechenden Mitb�rgerinnen und Mitb�rger da.
Ahmad El-Ali
Muttersprache Arabisch, Muslim. Seit 32 Jahren lebt Ahmad, der in einem pal�stinensischen Fl�chtlingslager im Libanon geboren wurde, in Deutschland, ist hier verheiratet und hat f�nf Kinder. Nach dem Abitur im Libanon wurde er hier Mechaniker (bei AWS und Daimler-Benz), sp�ter Berater bei �Al-Baddawi� e.V. und �Al-Tadamun� e.V. und machte schlie�lich auch je eine Ausbildung in Konfliktvermittlung und Sozialmanagement. Er h�lt sich mit Radfahren und Fu�ball fit und liest gerne und steht den arabischen Zuwanderern zur Verf�gung.
Levent S�mer
Muttersprache T�rkisch, Muslim. Levent hat von seinen 47 Lebensjahren die meisten, n�mlich 35 in Deutschland verbracht und zuerst nach dem Realschulabschluss als Stahlbauschlosser in der Metallindustrie sein Geld verdient, dann viele Jahre als Zugabfertiger und Zug- und Busfahrer bei der BVG gearbeitet. Er f�hrt gerne Fahrrad und spielt Badminton, ist verheiratet und hat zwei T�chter (19 und 15 Jahre alt).
Adam Ferizovic
ist 38 Jahre, Muttersprachen Serbokroatisch und Romanes, Christ. Adam kam 1994 als Fl�chtling aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Deutschland. Er selbst ist orthodoxer Christ, seine Ehefrau ist eine Roma muslimischen Glaubens, was zu ihrer gemeinsamen Flucht f�hrte. Nach dem Abitur hat er Technischer Zeichner und Schwei�er gelernt und vielf�ltige Berufserfahrungen gesammelt, war aber auch ehrenamtlich als Einzelfallhelfer t�tig. Nun m�chte der Vater von zwei Kindern Mitb�rgern aus dem ehemaligen Jugoslawien als Lotse zur Seite stehen.

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