Wenn der Nachbarschaftsladen geschlossen wird, nimmt man dem SprengelHaus die Tür. (Evelyn Keskin, langjährige Mitarbeiterin des Nachbarschaftsladens)
Informationsreihe Verstetigung: die Vierte!
Am Mittwoch, 2. September 2015, lud das Quartiersmanagement Sparrplatz zur vierten Veranstaltung der Informationsreihe Verstetigung ein. Thema diesmal: Die Zukunft des SprengelHauses. Nur noch bis Ende 2016 ist das QM-Büro zentrale Anlaufstelle und Ansprechpartner für Fragen und Probleme im SprengelKiez. Deshalb muss nun intensiv an der Stärkung des SprengelHauses und des Nachbarschaftsladens gearbeitet werden, um diesen Standort als Anlaufpunkt zu festigen.
Die hohe Teilnehmerzahl an diesem Abend zeigt, welch große Bedeutung das SprengelHaus und der Nachbarschaftsladen für die Menschen und Einrichtungen im Kiez hat.
Zunächst beginnt Claudia Schwarz mit der Vorstellung des SprengelHauses. Claudia Schwarz selbst arbeitet seit 2007 im SprengelHaus und leitet den Nachbarschaftsladen seit 2012. Im selben Jahr übernahm der Moabiter Ratschlag e.V. die Trägerschaft. Seit 1990 gibt es Nachbarschaftsarbeit im SprengelKiez. Diese funktioniert nach den Leitprinzipien einer Komm- und Geh-Struktur, so erklärt Schwarz. Die Komm-Struktur meint, dass es einen verlässlichen Ort geben muss, zu dem man gehen kann. Bei der Geh-Struktur geht es darum, dass man auch mit Menschen ins Gespräch kommt, die den Weg noch nicht in das Nachbarschaftszentrum gefunden haben. Das SprengelHaus mit dem Nachbarschaftsladen definiert sich als Stadtteilzentrum und Ort für Teilhabe. Wichtig dabei sei die leichte Erreichbarkeit und die Unterstützung von lokalem Engagement.
Das SprengelHaus an sich ist ein junges Gemeinwesenzentrum, das erst seit 2002 existiert. Es selbst ist, wie Schwarz sagt, auch durch eine so genannte Geh-Struktur entstanden. Die ersten Gehversuche machte das SprengelHaus mit Hilfe des QMs. Das SprengelHaus definiert sich durch Bildungsförderung, Gesundheitsförderung, interkulturelles Zusammenwirken, Seniorenarbeit und seine Selbstorganisation.
Die zwei tragenden Organisationen im SprengelHaus sind GiS e.V. (Gemeinsam im Stadtteil) und Moabiter Ratschlag e.V. als Träger des Nachbarschaftsladens. Schwarz sagt: „Der Nachbarschaftsladen ist für uns die offene Tür – ins Haus und in den Kiez.“ Leider muss Claudia Schwarz zugeben, dass die Tür derzeit nicht als offen zu bezeichnen ist, da die heißen Temperaturen der letzen Wochen für einen Mauerriss gesorgt haben. Jetzt können weder Rollo noch Eingangstür geöffnet werden. Und trotzdem finden die Menschen den Weg in den Nachbarschaftsladen. Der Nachbarschaftsladen brauche in der Zukunft dringend eine Finanzierung durch öffentliche Gelder, da bei dem Wegfall der Förderung durch Soziale Stadt Ende nächsten Jahres der Nachbarschaftsladen gezwungen wäre, seine Türen zu schließen.
Seine Aufgabe als Ankerpunkt im Kiez versteht das SprengelHaus durch die Stärkung von Bürgerorganisationen und Kooperationen, die Unterstützung und Integration von benachteiligten Gruppen und die Stellung von bezahlbaren Projekt- und Veranstaltungsräumen für kleinere Organisation. Der Wunsch des SprengelHaues ist eine Stärkung der Personal- und Sachmittel, um die Strukturen zu stabilisieren.
Nachdem Claudia Schwarz das SprengelHaus vorgestellt hat, widmet sich Hans-Georg Rennert den im Haus ansässigen Organisationen. Einzeln stellt er alle Einrichtungen vor. Alle diese wurde im Vorfeld der Veranstaltung gebeten, einen Fragebogen zu beantworten. Darin wurden Fragen gestellt wie: „Was nützt Euch das SprengelHaus?“ oder „Was nützt Eure Arbeit im Kiez?“ Es sind etwa 40 Organisationen und Initiativen im Haus aktiv. 30 davon haben den Fragebogen ausgefüllt. Die Ergebnisse wurden als eine Art Ausstellung an diesem Abend gezeigt. Diese Ausstellung konnten sich alle Teilnehmer bei einer kleinen Stärkung vom Buffet ansehen. Einige Informationsaustausche und Schnittchen später ging die Veranstaltung in die nächste Runde: die Diskussion.
Zu Beginn macht Claudia Schwarz noch einmal deutlich, dass der Nachbarschaftsladen für den Kiez eine wichtige Rolle spielt und daher ab 2017 eine neue Förderung benötigt. Denn man könne einen Nachbarschaftsladen, bei dem Menschen zum Beispiel mit finanziellen Problemen Hilfe suchen, nicht kommerziell betreiben. „Wir können ja nicht von jedem, der hier zur Tür rein kommt, einen Euro zur Miete verlangen.“, so Schwarz.
Ab 2017 sollen Gelder für eine so genannte Stadtteilkoordination bereitgestellt werden. Da liegt es natürlich nahe, dass diese im SprengelHaus eingerichtet wird. Das SprengelHaus würde sich dadurch als "Stadtteilkümmerer" verstehen, der für den Informationsfluss zwischen Verwaltung, Politik und Bewohnerschaft sorgt. Es würde also in Teilen die Funktion des QM-Büros übernehmen.
Die Geschäftsführerin vom Moabiter Ratschlag e.V. Frau Fenster gibt zu bedenken, dass sie sehr verunsichert sei, da es eben keine dauerhaften Förderungen gibt. Dies bedeute, dass man ständig neue Anträge stellen und hoffen muss. Andererseits ist es natürlich auch unmöglich, ohne Förderung mit allen Einrichtungen im Haus diese Koordination selbstständig zu bewältigen.
Insgesamt herrschte an diesem Abend, als man sich die bevorstehenden Probleme des SprengelHauses vor Augen hielt, eine etwas gedrückte Stimmung. Doch es werden auch positive Stimmen laut wie z.B. die von Frau Teichner-Diabat, die der Meinung ist, dass sich die Arbeit des Offene Tür e.V. durch den Umzug ins SprengelHaus deutlich verbessert hat. Hierdurch haben sich schnell viele Querverbindungen und helfende Kontakte entwickelt.
Außerdem werden auch konstruktive Vorschläge gemacht. Zum Beispiel könnten die Räumlichkeiten im SprengelHaus vor allem tagsüber noch mehr vermietet werden. Die Abendstunden hingegen sind laut Hans-Georg Rennert schon sehr gut ausgenutzt. Dabei entstünden natürlich mehr Mieteinnahmen, die das SprengelHaus und den Verein GiS e.V. unterstützen würden.
Alles in allem ist spätestens an diesem Abend bewusst geworden, wie wichtig das SprengelHaus für den Kiez ist. Mit der Verstetigung des QM-Gebiets Sparrplatz wird die wesentliche Finanzierungsquelle des Nachbarschaftsladens wegfallen. Um also nicht früher oder später die Türen schließen zu müssen, muss nun eine realistische Lösung her.
Fotos und Text: Anna Lindner