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Freitag, 09.10.2015

Außerirdisch schön

Der Intergalaktische Kulturverein eröffnet sein RAUMschiff

Auch großes Werkzeug kommt ins Spiel
Das Schallloch der Cajon wird markiert
Eine freudige Trommlerin
Munteres Treiben vor dem neuen RAUMschiff
Stolze Künstlerin mit Socken-Raupe

Es ist der 3.Oktober und im Hinterhof der Sprengelstraße 15 wird gefeiert.

Anzunehmen ist an diesem ereignisschweren Tag, dass hier der deutschen Wiedervereinigung gedacht wird. Doch dem ist nicht so. Auch gilt die Festivität nicht dem am selbigen Datum im Jahr 1969 eröffneten Fernsehturm oder dem Gedenken des 34 Jahre später durch seinen Tiger getöteten Roy Horn.

Nein! Hier feiert heute der Intergalaktische Kulturverein die Einweihung seiner neuen Räumlichkeiten "RAUMschiff" unten im rechten Seitenflügel des Sprengelhauses. Der astronomisch interessierte Leser wird an dieser Stelle vielleicht in Jubelschreie verfallen. Doch wer sich Tanzabende zu sphärischen Klängen der Marsianer oder Fachvorträge über die künstlerischen Strömungen auf der Venus erhofft, ist hier an der falschen Adresse. Denn Herkunft und Wirken dieses Vereins beschränken sich auf das irdische Geschehen, sind deshalb aber nicht minder interessant.

"Der Verein orientiert sich an den intergalaktischen Treffen der Zapatisten, eine revolutionäre, mexikanische Guerillagruppe“, so Lioba Reckfort, Gründerin des Intergalaktischen Kulturvereins e.V.. Reckfort, die einige Zeit bei Zapatisten im Dschungel gelebt hat, schätzt besonders das Miteinander, das sie bei den intergalaktischen Treffen erlebte. Und das ist auch hier zu spüren. Im Hinterhof spielen Kinder Ball, Papierflugzeuge und bunte Raupen werden gebastelt und dabei wird geredet und viel gelacht. „Ich habe lange Zeit als Schauspielerin gearbeitet und dann irgendwann angefangen, Theaterworkshops anzubieten.“, erzählt Reckfort. Und zu ihr gesellten sich im Laufe der Zeit weitere Kreative. Sie gründeten 2011 einen Verein und fanden im vorderen Gebäudeteil des Sprengelhauses Platz. „Das Intergalaktische ist gleichermaßen auch eine Überhöhung des Interkulturellen, welches sich so oft in Berlin finden lässt.“, so Reckford schmunzelnd. Ihr war es nie wichtig, viel Geld mit den Workshops zu verdienen. „Die Teilnehmer müssen nur einen geringen Beitrag für die Kurse entrichten.“, berichtet Reckfort, „Wir wollen davon die Raummiete bezahlen können, mehr braucht es nicht sein. Wenn zu viel Geld im Spiel ist, wird’s kompliziert.“ Reckford weiß wovon sie spricht, denn sie war lange Zeit hauptamtlich in einem Verein tätig.

Heute reicht das Angebot von Afro-Aerobic über einen Lebensfreudekreis, afroperuanisches Cajon und Puppentheater bis hin zu Konzerten mit wechselnden Künstlern. „Nachdem ein Deutschkurs in unsere Räumlichkeiten einziehen sollte wurde uns dieser Raum angeboten.“, erzählt Reckfort. „Wir sind sehr glücklich damit, da uns die zwei Ebenen viele Gestaltungsmöglichkeiten für Veranstaltungen geben.“ Vier Wochen lang haben Mitglieder und Freunde bei den Malerarbeiten angepackt. „Das hat uns schon ganz schön zusammengeschweißt, wir waren quasi rund um die Uhr, jeden Tag hier“, erzählt sie. Und das wird heute mit Familie und allen Freunden gefeiert. Ermöglicht hat diese Feier das Quartiersmanagement Sparrplatz, welches die  Materialkosten für die Veranstaltung aus dem Aktionsfonds der Sozialen Stadt Mittel finanzierte.

Viel stand auf dem Programm. Aus Pappmasche wurden Lichtgestalten gebastelt, lustige Raupen aus Socken entstanden, Kinder-Cajóns zusammengehämmert und dabei wurde immer wieder in gemeinsamer Runde gesungen und auf selbst gebauten Instrumenten sowie mit den Puppentheaterfiguren gespielt. Als krönender Abschluss spielte die Afro-Funk-Rock-Jazz Band „Astrocombo“. Die an diesem Tag entstanden Kinder-Cajóns und die Socken-Raupen sind gleichzeitig Arbeitsmittel für kommende Workshops.

Alles in allem war es ein sehr gelungener Tag, der einen auch schon mal für eine kurze Zeit unbeschwert die weltlichen Probleme vergessen ließ. 

Text und Fotos: Sophie Rothbarth
 
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